Konfliktlotsen

Damit Kinder und Jugendliche zu autonomen Menschen heranwachsen können, müssen sie lernen, ihre Konflikte so weit wie möglich eigenständig und miteinander, ohne die Erwachsenen, zu lösen. Dieser Lernprozess wird durch die Arbeit der Konfliktlotsen (Kolos) unterstützt, indem sie Schülerinnen und Schüler, die in einen Streit verstrickt sind, zu einer Lösung „lotsen“. Die Kolos übernehmen dabei eine Moderatorenfunktion: Sie sorgen dafür, dass Gesprächsregeln eingehalten werden, fordern die Streitenden auf den Konflikt aus ihrer jeweiligen Sicht zu schildern, versuchen, die Kontrahenten über ihre Gefühle miteinander ins Gespräch zu bringen und erarbeiten mit ihnen eine Lösung, die für beide Streitparteien akzeptabel ist. Oberstes Gebot ist die Freiwilligkeit der Kontrahenten, das heißt, dass Lehrerinnen und Lehrer streitenden Schülerinnen und Schülern den Gang zur Schlichtung zwar empfehlen können und sollen, sie aber nicht verpflichtend hinschicken dürfen. Die Konfliktlotsen stehen in den großen Pausen anderen Schülerinnen und Schülern in Raum 111 zur Verfügung.

Ansprechpartner: Frau Fahrendholz, Frau Drewes, Herr Uhl

 

Ausführlichere Version:

Begründung für unsere Arbeit

Damit Kinder und Jugendliche zu autonomen Menschen heranwachsen können, müssen sie lernen, ihre Konflikte so weit wie möglich eigenständig und miteinander, ohne die Erwachsenen, zu lösen. So können sie die Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen und in der konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Gegenüber ihre Sozialkompetenz erweitern.
Wenn sich an der Schule die Praxis etabliert, dass Schülerinnen und Schüler ihre Alltagsstreitigkeiten unter Anleitung der Konfliktlotsen selbst miteinander lösen:

  • kann Unterricht störungsfreier ablaufen, da keine schwelenden Konflikte mehr im Raum stehen,
  • kann das Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden entspannter werden, da Lehrerinnen und Lehrer seltener die Richterfunktion übernehmen müssen.
  • können die Konfliktlotsen selbst wichtige soziale Schlüsselkompetenzen lernen.

PROGRAMM

Seit dem Jahr 2000 bietet Herr Terhaar alle ein bis zwei Jahre für die Jugendlichen der Klassenstufen 8 - 11 eine neue AG zur Ausbildung zum Konfliktlotsen an. Die bereits tätigen Konfliktlotsen treffen sich mit der betreuenden Lehrkraft in regelmäßigen Abständen zur Supervision.
Es müssen zwei weitere Kolleginnen bzw. Kollegen zu Multiplikatoren für das Schülerschlichtertraining ausgebildet werden.

Voraussetzung für das Gelingen des Konzepts

  • Engagement der Schulleitung
  • Befürwortung durch das gesamte Kollegium
  • Förderung der Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler für Lösung von Konflikten durch Lehrer und Lehrerinnen
  • verantwortungsvolle Zusammenarbeit des Konfliktlotsen-Teams
  • Patenmodelle. (Hiermit haben wir die besten Erfahrungen gemacht.)
  • Nachdrückliche Hinweise von Lehrerinnen und Lehrern, bei Konflikten die Hilfe der Kolos in Anspruch zu nehmen.

Stolpersteine

  • Lehrer und Lehrerinnen halten unbewusst an ihrer Rolle als Konfliktlöser fest
  • Einige Lehrerinnen und Lehrer versprechen sich nicht viel von der Streitschlichtung
  • Die Arbeit lastet auf den Schultern eines einzigen Kollegen
  • Mangelnde interne Kommunikation, auch unter den Kolos selbst
  • Akzeptanz durch viele Kollegen und Kolleginnen, aber mangelnde Unterstützung
  • Das Prinzip der Freiwilligkeit wird zu stark betont. Im hierarchischen System Schule, ist ein Mediationsprojekt überfordert, das nur auf Freiwilligkeit setzt. .

Wie arbeiten die Konfliktlotsen?

Wenn zwei Schüler oder Schülerinnen, die einen Streit miteinander haben, zu den Konfliktlotsen gehen, können beide das Problem aus ihrer Sicht erzählen. Der Lotse oder die Lotsin versucht nun in einem Gespräch herauszufinden, wo der Kern des Konflikts liegt und bei den Streitenden gegenseitiges Verständnis füreinander zu erreichen. Dabei spielt die Gefühlsebene der beiden die zentrale Rolle. So sollen zum Beispiel Ärger oder Verletzungen formuliert und vom anderen nachvollzogen werden, damit die gegenseitige Einfühlung möglich wird. Am Ende sollen sie selbst mit Hilfe der Lotsen eine Lösung erarbeiten, mit der beide Parteien zufrieden sind.
Die Lotsen sind neutral und behandeln das Gespräch vertraulich. Auch nach dem Gespräch stehen sie als Ansprechpartner zur Verfügung.

Welche Vorteile bieten die Konfliktlotsen den Streitenden?

In einem freiwilligen Gespräch nach Regeln erarbeiten die Streitenden eigenverantwortlich eine Lösung. Die Konfliktparteien können mit anderen Schülern und Schülerinnen frei über ihre Sorgen und ihren Ärger sprechen, ohne befürchten zu müssen, dass von dem Gesagten etwas an die Öffentlichkeit gelangt. Es gibt keine Strafen, keine Aggressionen und eine Konfliktlösung ohne Verlierer.

Auswertung der bisherigen Arbeit

  • Die Lage des KOLO-Raumes ist sehr entscheidend, so kam z. B. in den Jahren der Ausbauphase der Schule, in den der Raum sehr abseits lag, unsere Arbeit zum Erliegen.
  • Ausbildungsjahrgänge, die einen guten persönlichen Kontakt zu den Mitschülern aufbauten, hatten großen Zulauf. Gelang dieser Kontakt nicht, gab es keine Konfliktgespräche.
  • Die individuellen sozialen Kompetenzen der Konfliktlotsen werden durch die Ausbildung und Tätigkeit sehr gefördert.
  • Zu den dokumentierten Konfliktgesprächen kamen diverse Gespräche mit Ratsuchenden, es entwickelten sich Vertrauensverhältnisse zwischen den Konfliktlotsen und jüngeren Schülern.
  • Die Konfliktlotsen erwiesen sich als Multiplikatoren für gewaltfreie Konfliktlösungen, das wirkt sich zum Teil sehr positiv auf das jeweilige Klassenklima aus.
  • Vor allem ältere ehemalige Konfliktlotsen helfen Mitschülern sich professionelle Hilfe bei Problemen wie Magersucht, "Schnibbeln" usw. zu holen.
  • Wir gelangten zu der Erkenntnis, dass viele Probleme nicht zwischen zwei Streitenden bestehen, sondern Folgen eines schwierigen Klassenklimas waren.
  • Fazit: In der Rückschau sind nicht nur die konkreten Konfliktgespräche wichtig gewesen, entscheidender scheint die darüber hinausgehende positive Wirkung zu sein.

Konsequenzen

  • Die Arbeit soll weiter fortgeführt werden.
  • Eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig.
  • Dienste in den Pausen müssen zuverlässige wahrgenommen werden.
  • Den Lehrern und Lehrerinnen muss die Arbeit der KOLOS noch bewusster gemacht werden.
  • Fortbildungen und Teilnahme an überregionalen Tagungen sind erforderlich.
  • Die Ausbildung geeigneter älterer Schüler und Schülerinnen zu Klassencoaches wird erfolgen.

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